Grußwort vom 1. Vorsitzenden
Liebe Freunde und Wegbegleiter der „Initiative 27. Januar“,
Liebe Leser,
Ihr Matthias Böhning
AUS DEN ARBEITSBEREICHEN
Holocaust-Gedenken
Gedenkveranstaltung 2023
Schon immer war in Krisensituationen eine Zunahme des Antisemitismus wahrzunehmen. Das betrifft unsere jüdischen Mitmenschen ganz praktisch. Deshalb ist es gerade jetzt um so wichtiger, unsere Ohren nicht zu verschließen und den Überlebenden, ihrer Geschichte und auch dem (jüdischen) Leben heute zuzuhören – damit wir dann vereint unsere Stimme gegen die verschiedenen Äußerungsformen des Antisemitismus erheben können.
Zum Anlass des deutschen und europäischen Holocaust-Gedenktages findet am 26. Januar 2023 um 19:30 Uhr im großen Saal des jüdischen Gemeindehauses in der Berliner Fasanenstraße 79-80 die nächste Gedenkveranstaltung der Initiative 27. Januar e.V. statt. Bewusst wollen wir die Veranstaltung unter das Motto „dem (über)leben zuhören – 2023 im Spiegel der Shoah“ stellen. Wir freuen uns sehr über die Zusage der Holocaustüberlebenden Margot Friedländer, an diesem Abend als Hauptrednerin zur Verfügung zu stehen (Zusage vorbehaltlich guter gesundheitlicher Verfassung).
Wir würden uns freuen, möglichst viele von Ihnen und euch am 26. Januar willkommen zu heißen. Die Anmeldung ist bereits möglich und natürlich kostenlos, jedoch notwendig aufgrund der vor Ort geltenden Sicherheitsvorkehrungen. Weitere Details zu Programm und Ablauf folgen im neuen Jahr.
Anmeldung zur Gedenkveranstaltung 2023
Bild: John Moeses Bauan auf unsplash.com
Antisemitismus-Bekämpfung
Bundestagsdebatte „Antisemitismus bekämpfen – Erinnern heißt handeln“
Am “Schicksalstag der Deutschen”, den 9. November, war im Bundestag auch in diesem Jahr eine Debatte zur Frage der Antisemitismusbekämpfung anberaumt. Unter dem Titel “Antisemitismus bekämpfen – Erinnern heißt handeln” hatten Vertreter aller Fraktionen Gelegenheit, ihre Sicht und Forderungen dazu zu äußern, eine tatsächliche Debatte fand allerdings nicht statt. Als Ehrengäste waren Ron Prosor, Botschafter des Staates Israel, und Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, auf der Tribüne anwesend.
Fraktionsübergreifend herrschte Einigkeit über die besondere Schwere der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erstmals so sichtbar wurde: Innenministerin Faeser bezeichnete diese Nacht als „eine Nacht der Schande für unser Land“, Petra Pau (Linke) als „unsägliches Menschheitsverbrechen“, Dirk Wiese (SPD) als „schrecklichsten Zivilisationsbruch der Geschichte“. Genauso betonten alle, dass die Erinnerung daran nicht verblassen darf, um mit allen Mitteln zu verhindern, dass etwas derartiges wieder geschieht. Eine Weiterentwicklung, ein Neudenken der Erinnerungskultur wurde dabei für notwedig erachtet, denn auch für zukünftige Generationen wird eine Auseinandersetzung mit der Shoah unablässlich sein.
Gleichwohl wurde die aktuelle Lage in Deutschland nicht beschönigt: Dass heute Juden in Deutschland Angst haben (Kaddor, Grüne), dass sie nicht wagen, sich öffentlich jüdisch zu bekennen, weil es eine Gefahr für Leib und Leben sein könnte (Pau, Linke), dass antisemitische Straftaten weiterhin zunehmen (Innenministerin Faeser, SPD), dass von den 200.000 noch lebenden Holocaustüberlebenden 70.000 in Armut leben (Schönberger, Grüne), dass jüdische Schulen und Kitas Polizeischutz brauchen (Innenministerin Faeser, SPD), dass es möglich ist, dass eine steuerfinanzierte Kunstausstellung antisemitischen Inhalten eine Bühne gibt (Breilmann, CDU) oder dass das Goethe-Institut Tel-Aviv mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung am 9.11.2022 zu einer Veranstaltung unter dem Titel “Nakba – den Schmerz der anderen verstehen” einlädt (Teuteberg, FDP), dass auf Klimademos antisemitische Parolen skandiert werden (von Storch, AfD) – all das zeigt, dass Antisemitismus leider immer noch zu Deutschland gehört (Schönberger, Grüne). […]
Wir wollen hoffen, dass diesen Worten – gemäß des Losungswortes der Debatte – auch Taten folgen. Taten, die konkret dazu beitragen, dass sich jüdische Menschen in Deutschland sicher, zugehörig und wertgeschätzt wissen.
Link zum vollständigen Artikel auf unserer Website.
Link zum Video der Debatte auf www.bundestag.de
Bild: Innenministerin Faeser bei der Debatte am
9.11.2022, Screenshot von bundestag.de
Israel-Solidarität
Die Bitte um Vergebung und das Engagement der Inititative
Bei der Gedenkveranstaltung anlässlich der Ermordung von elf Israelis der Olympiamannschaft 1972 standen am 5. September 2022 die Bitten um Entschuldigung (Bayerischer Ministerpräsident Dr. Söder) und Vergebung (Bundespräsident Dr. Steinmeier)im Mittelpunkt. Die „Initiative 27. Januar“ unterstützte dieses Anliegen im Vorfeld der Gedenkveranstaltung.
Die Gedenkveranstaltung am 5. September 2022 in Fürstenfeldbruck und so auch die mit ihr verbundenen Veranstaltungen im Vorfeld dieses Gedenknachmittages standen ganz im Zeichen der Demut und der Bitte um Vergebung für das „Staatsversagen“ (Steinmeier) Deutschlands rund um den gescheiterten Befreiungsversuch, den problematischen Umgang mit den überlebenden palästinensischen Terroristen in den Monaten danach sowie den Peinlichkeiten bezüglich Aufarbeitung und Entschädigungszahlungen. Viele dürften den 5. September 2022 als ein „spätes Wunder“ wahrgenommen haben – so die pointierte Überschrift eines Kommentars in der Süddeutschen Zeitung am Tag danach. Eine solche Wende galt noch wenige Wochen zuvor als unmöglich.
Der Münchner Teil der „Initiative 27. Januar“ hat sich an diesem Ringen um ein solches Wunder im Vorfeld aktiv und phasenweise intensiv beteiligt. Anfang des Jahres 2022 bildete sich um den 2. Vorsitzenden (Harald Eckert) herum eine Arbeitsgruppe und parallel dazu ein Gebetskreis, den Jürgen Klammt leitete. In regelmäßigen Abständen traf man sich entweder in den CVJM-Räumlichkeiten in München-Mitte oder per Zoom. Schon beim ersten Treffen im März wurde unsere Zielsetzung klar benannt: Unser Einsatz möge dazu dienen, dass „Versöhnung und Heilung“ vom 50. Gedenken an das Attentat ausgehe. […]
Ende Juli schickten wir einen ermutigenden Brief an den Antisemitismusbeauftragten Bayerns, Dr. Ludwig Spaenle, einem der Vorreiter auf politischer Ebene im Ringen um mehr Entschädigungszahlung und eine offizielle Entschuldigung. […] Wir als Initiative 27. Januar haben durch diesen Prozess und durch dieses „späte Wunder“ viel Ermutigung für unsere Arbeit erlebt!
Link zum vollständigen Artikel auf unserer Website.
Bild: Viktoria M. auf unsplash.com
NEUIGKEITEN
Neue Büroleitung in Berlin
Wir freuen uns sehr, Dorothea Kirschner als neue Büroleitung des Hauptstadtbüros willkommen zu heißen. Unsere bisherige räumliche Kooperation mit der Evangelischen Allianz wird somit auch eine personelle: Dorothea Kirschner wird zu gleichen Teilen sowohl für die Initiative 27. Januar als auch das Berliner Büro der Evangelischen Allianz arbeiten. Schon jetzt sehen wir, dass sich dadurch spannende Synergieeffekte ergeben. Wir sind dankbar, mit ihr eine kompetente Person gefunden zu haben, die sowohl Berufserfahrung in ähnlichen Organisationen mitbringt als auch ein Studium der Nahostwissenschaften und wünschen Dorothea weiterhin ein gutes Einfinden in ihre neuen Arbeitsbereiche.
Bus der Israelfreundschaft
Der Bus der Israelfreundschaft macht auf die Bedeutung der deutsch-israelischen Beziehungen aufmerksam. Der Bus fährt in zeitlicher Nähe zum israelischen Unabhängigkeitstag im Mai 2023 quer durch Deutschland und macht in mehreren Städten auf zentralen öffentlichen Plätzen Halt. Er ist rollende Botschaft und Symbol gegen Antisemitismus, für Israel und für Jerusalem zugleich. Die mitreisenden Unterstützer verkörpern als Busbesatzung diese Anliegen und geben ihnen vor Ort und via Social Media eine junge lebendige Stimme!
Das Team wird mit dem Bus als Kulisse und Basis an den Einsatzorten über die Notwendigkeit der Unterstützung Israels als einem elementaren Bestandteil der deutschen Staatsräson informieren und für eine positive Wahrnehmung Israels werben. Die Initiatoren der Kampagne sind Christen an der Seite Israels und die Initiative 27. Januar. Christen an der Seite Israels setzt die Bustour operativ um, die Initiative 27. Januar begleitet und unterstützt das Projekt durch Medien- und Stakeholderkommunikation sowie durch Bildungsarbeit. Die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem – Deutscher Zweigunterstützt das Projekt.
Fröhliche Festtage!
Direkt vor dem Brandenburger Tor steht auch dieses Jahr wieder ein großer Chanukkah-Leuchter. Wir freuen uns, dass an einem so prominenten Platz in der Bundeshauptstadt Raum dafür ist und wünschen Ihnen und euch Chag Chanukkah Sameach, ein fröhliches Channukkah-Fest – oder auch fröhliche Weihnachten – und ein gutes Neues Jahr.
Vielen Dank für die Unterstützung unserer Arbeit. Ohne Ihre Spende, wäre unser Einsatz in dem Maße nicht möglich!