Geschichte

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2005–2009: Die Anfänge – Bürgerinitiative in München

Aus Anlass des 60. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz organisierte ein „überkonfessioneller und überparteilicher Zusammenschluss engagierter Münchner Bürger“ (Einladungstext) eine öffentliche Gedenkveranstaltung am 27. Januar 2005 im Sophiensaal in München. Diese Bürgerinitiative unter der Leitung von Harald Eckert nannte sich mit Bezug auf den Holocaustgedenktag „Initiative 27. Januar“. Ihre Zielsetzung war die Verbindung des Gedenkens mit dem aktuellen Eintreten gegen jegliche Formen des Antisemitismus. So wurde als Hauptprogrammpunkt der Gedenkveranstaltung die Filmdokumentation „Wider das Vergessen“ gezeigt.

Der Schirmherr dieser Veranstaltung, der Bayerische Landtagspräsident Alois Glück, betonte in seinem Grußwort auch die besondere Verbundenheit der Initiative 27. Januar mit Israel: „Nicht nur die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch die Nähe und Freundschaft mit Israel sind Ihnen wichtige Anliegen. Dazu wünsche ich Ihnen weiterhin bei Ihrem Engagement viel Erfolg.“

Die Gedenkveranstaltung im Januar 2005 war der Ausgangspunkt für weitere jährliche Gedenkveranstaltungen, die von der Initiative 27. Januar in München aus Anlass des Holocaustgedenktages organisiert wurden und zu denen weiterhin jeweils mehrere hundert Besucher kamen. 2006 konnte die Gedenkveranstaltung erstmals im Senatssaal im Bayerischen Landtag stattfinden, die Schirmherrschaft übernahm weiterhin Landtagspräsident Alois Glück und nach dem Ende seiner Amtszeit dann 2009 Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die zuvor als Vizepräsidentin des Landtags bereits bei früheren Gedenkveranstaltungen zu Gast war. Weitere Ehrengäste der Gedenkveranstaltungen waren u.a. die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, sowie Repräsentanten der Kirchen.

Inhaltlich standen bei den Gedenkveranstaltungen weiterhin aktuelle Themen im Mittelpunkt, die in den Grußworten, Reden und Podiumsgesprächen eingehender behandelt wurden: die Bedrohung Israels durch den Iran, die Medienberichterstattung über den Nahostkonflikt und die Situation bedürftiger Holocaustüberlebender in Israel. Zusätzlich zu den Gedenkveranstaltungen zum 27. Januar fand aus Anlass des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht am 9. November 2008 eine Veranstaltung in der Alten Messe in München statt.

Der Rahmen der Gedenkveranstaltungen wurde von Musikensembles – meist mit Schülerinnen und Schülern – gestaltet, im Anschluss an die Veranstaltungen gab es dann noch kleine Empfänge mit der Möglichkeit für Begegnungen und Gespräche der Gäste.

Die Initiative 27. Januar unterstützt seit ihrer Gründung im Januar 2005 aus der Zivilgesellschaft heraus mit ihrem Namen und ihrem Engagement den auf Initiative des Deutschen Bundestags und von Bundespräsident Roman Herzog 1996 etablierten Gedenktag am 27. Januar in Deutschland.
Auch auf internationaler Ebene wurde dieses Datum zum Holocaustgedenktag – seit 2005 in der Europäischen Union und seit 2006 bei den Vereinten Nationen.
Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreit.

2009–2012: Vereinsgründung und Beginn der Hauptstadtarbeit

Um das Engagement für das Gedenken an den Holocaust, gegen Antisemitismus und für die Stärkung der deutsch-israelischen Beziehungen auszuweiten, wurde im Juli 2009 aus der Bürgerbewegung heraus der Verein Initiative 27. Januar e.V. gegründet. Ein zentraler Ansatz war dabei, nun auch als Nichtregierungsorganisation und über München hinaus tätig zu werden.

Im November 2010 wurde die Registrierung in der „öffentlichen Lobbyliste“ beim Deutschen Bundestag erreicht und die Hauptstadtarbeit begonnen. Während der Vereinssitz weiterhin in München war, gab es nun auch einen Standort in der Glinkastraße im Berlin-Mitte, in direkter Nähe zu Bundesministerien und nicht weit entfernt von Bundestag und Kanzleramt.

Am 27. Januar 2011 fand in der Glinkastraße im Rahmen eines kleinen Empfangs die erste offizielle Veranstaltung der Initiative 27. Januar in Berlin statt, an der Freunde und Netzwerkpartner sowie Vertreter fast aller im Bundestag vertretenen Parteien teilnahmen, u.a. auch der damalige 1. stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und spätere Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich. Im Mittelpunkt des Abends stand – ebenso wie dann auch bei der Münchner Gedenkveranstaltung im Januar 2011 – das Thema „Zeugen der Zeitzeugen“ und der Bericht von Teilnehmenden der „Israel Connect“-Reisen.

Diese Jugend-Zeitzeugen-Begegnungsreisen wurden im Rahmen der Initiative 27. Januar entwickelt und später von Christen an der Seite Israels e.V. weitergeführt (www.israel-connect.de).

Ein erster Schwerpunkt der Hauptstadtarbeit war von Mai bis September 2011 die Beteiligung an einer bundesweiten Unterschriftenaktion zur Bestärkung von Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer öffentlich geäußerten Ablehnung einer Anerkennung eines einseitig ausgerufenen palästinensischen Staates. Es konnten insgesamt fast 50.000 Unterschriften im Bundeskanzleramt überreicht werden. Zudem fand im Kontext dieser Unterschriften­aktion im Juni 2011 auch ein Symposium der Initiative 27. Januar im Deutschen Bundestag statt, bei dem die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann Gastgeberin war.

Im Dezember 2011 war die Initiative 27. Januar an einer Pressekonferenz des Simon Wiesenthal Center zur „Operation Last Chance II“ beteiligt, die große Medienaufmerksamkeit erreichte. Am 20. Januar 2012 fand ein Treffen mit Abgeordneten der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag statt, an dem auch eine israelische Gäste-Delegation mit Holocaustüberlebenden und ihren Begleitern sowie Vertreter der European Coalition for Israel teilnahmen. Ein weiterer Schwerpunkt der Hauptstadtarbeit war die Teilnahme an Netzwerktreffen und Veranstaltungen, so auch als Unterstützer bei Israeltagen und beim Deutschen Israelkongress.

Der Vereinszweck der Initiative 27. Januar e.V. ist „die Begründung eines bundesweiten, überkonfessionellen Verbundes von christlichen Organisationen und Einzelpersonen mit der dreifachen Zielsetzung, a) das Gedenken an den Holocaust lebendig zu halten, b) jeglichen Ausdrucksformen von Antisemitismus und Antiisraelismus entgegenzutreten und c) die Beziehung zwischen Deutschland und Israel zu stärken.“ An der Gründungsversammlung in München am 4. Juli 2009 nahmen die Vorstandsmitglieder Harald Eckert (1. Vorsitzender), Dr. Peter Lamm (1. stellv. Vors.), Andreas Späth (2. stellv. Vors.) und Dietmar Kern (Kassenwart) sowie weitere Personen, einige auch als Vertreter von Organisationen, teil.

2012–2014: 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz und weitere Gedenkveranstaltungen

Am 20. und 21. Januar 2012 lud die Initiative 27. Januar zu zwei öffentlichen Gedenkveranstaltungen in Berlin ein, um an die sogenannte Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942, bei der die Ermordung der Juden Europas geplant wurde, zu erinnern.

Zu diesen Veranstaltungen und weiteren Treffen, u.a. im Bundestag und im Haus der Wannsee-Konferenz, wurde eine Gäste-Delegation von Holocaustüberlebenden aus Israel eingeladen. Hauptrednerin bei der Gedenkveranstaltung am 20. Januar war Gita Koifman, Vorsitzende der Association of Concentration Camps and Ghetto Survivors in Israel. Weitere der Zeitzeugen aus der israelischen Gäste-Delegation sprachen beim „Abend der Freundschaft und Begegnung“ am 21. Januar. Zudem waren die israelische Parlamentsabgeordnete Lia Shemtov und Aharon Azulay vom israelischen Ministerium für Seniorenangelegenheiten unter den israelischen Ehrengästen.

Die Gedenkveranstaltung am 20. Januar 2012 fand in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt statt und stand unter der Schirmherrschaft des damaligen Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags, Dr. h.c. Wolfgang Thierse. Kooperationspartner dieser Veranstaltung war das ökumenische Netzwerk „Gemeinsam für Berlin“ und dessen Geschäftsführer Pfarrer Axel Nehlsen. Grußworte hielten u.a. die frühere Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth, der EU-Abgeordnete Bastiaan Belder und der frühere außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Prof. Gert Weisskirchen.

Bei der Veranstaltung mit Empfang am 21. Januar im Hotel Crown Plaza in der City West war die Jüdische Gemeinde zu Berlin mit deren Gemeindevorsitzender Lala Süsskind Kooperationspartnerin.

Auch die Münchner Gedenkveranstaltung im Max-Joseph-Saal in der Residenz hatte den 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz zum Thema, hier in Hinblick auf die deutsch-israelischen Beziehungen und mit dem damaligen israelischen Generalkonsul in München, Tibor Shalev-Schlosser, als Ehrengast und Hauptredner.

Die Januarveranstaltungen in Berlin und München in den Jahren 2013 und 2014 wurden dann als Gedenk- und Benefizveranstaltungen zugunsten bedürftiger Holocaustüberlebender in Israel durchgeführt. Ehrengäste in Berlin waren dabei u.a. der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman, die Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann und Sven-Christian Kindler und der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe. Im Januar 2013 fand die Berliner Veranstaltung der Initiative 27. Januar im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit Beteiligung von deren Vorsitzendem Dr. Gideon Joffe statt. In München waren Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle bzw. Staatssekretär Georg Eisenreich in Vertretung des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer bei den Gedenkveranstaltungen zu Gast.

Im YouTube-Kanal der Initiative 27. Januar sind Videos zu den beiden Gedenkveranstaltungen in Berlin im Januar 2012 sowie zu weiteren Gedenkveranstaltungen in Berlin zu finden: www.youtube.com/Initiative27Januar

2012–2015: Deutschland hilft bedürftigen Holocaust-überlebenden in Israel

Die Situation der Holocaustüberlebenden in Israel war bereits zentrales Thema der Münchner Gedenkveranstaltung 2008 („Die heutige Lage der Holocaustüberlebenden: Ihr Schicksal – unsere Verantwortung?“), bei der Dr. Nathan Durst aus Israel zu Gast war.

Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz im Januar 2012 in Berlin und mit einer Projektvereinbarung ab Juli 2012 wurde die „Aktion Würde und Versöhnung“ als deutsch-israelisches Aktionsbündnis der Initiative 27. Januar gemeinsam mit den israelischen Organisationen Hadassah, Helping Hand Coalition und Keren Hayesod begonnen. Die Zielsetzung ist, in Deutschland über die Situation bedürftiger Holocaustüberlebender in Israel zu informieren und Spenden für die Hilfsprojekte zu sammeln. In den Jahren 2013 und 2014 war die „Aktion Würde und Versöhung“ auch konkretes Benefizanliegen bei den Gedenkveranstaltungen in Berlin und München.

Im Januar 2013 fand in Berlin zudem eine Pressekonferenz zur „Aktion Würde und Versöhnung“ statt, von der u.a. die Tagesschau, der Deutschlandfunk und die BILD berichteten. Da der 27. Januar 2013 ein Sonntag war, wurde in dem Monat außerdem ein Aufruf an christliche Gemeinden in Deutschland verbreitet, in Gottesdiensten auf die „Aktion Würde und Versöhnung“ hinzuweisen. Die als Ehrengäste der Gedenkveranstaltungen 2013 in Berlin und München sowie auch zu der Pressekonferenz eingeladenen Holocaustüberlebenden Tova Adler und Gita Koifman aus Israel waren am 27. Januar 2013 in einem Gottesdienst in Berlin zu Besuch, in dem das Aktionsbündnis vorgestellt und Spenden dafür gesammelt wurden.

Im Januar 2014 war Asher Aud, Holocaust-überlebender und Verbandsleiter in Jerusalem, Hauptsprecher bei den Gedenk- und Benefizveranstaltungen in Berlin und München. Im Mai 2015 kam er erneut für die „Aktion Würde und Versöhnung“ nach Deutschland und sprach auf Einladung der Bundespressekonferenz am 4. Mai in Berlin. Zudem war er in der Redaktion der BILD zu Gast und bei Veranstaltungen in Bonn und Stuttgart. Diese Besuchs-Tour war Teil der Kampagne „Auschwitz70“, die mit einem bundesweiten Aktionstag zum 27. Januar 2015 – dem 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz – begonnen hatte. Schirmherrin dieser Kampagne war Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Rita Süssmuth, die sich bereits in ihrem Grußwort 2012 bei der Gedenkveranstaltung in Berlin für die Unterstützung bedürftiger Holocaustüberlebender in Israel ausgesprochen hatte.

Weitere Informationen zur „Aktion Würde und Versöhnung“ sind unter www.aktion-wuerde-und-versoehnung.de zu finden sowie in einem Info-Heft, das bei der Initiative 27. Januar bestellt werden kann.

Aktuell leben noch etwa 45.000 der Holocaustüberlebenden in Israel an oder unter der Armutsgrenze. Konkret heißt das, dass sie sich beim Einkauf zwischen Nahrungsmitteln und lebenswichtigen Medikamenten entscheiden müssen oder aus finanziellen Gründen ihre Wohnung nicht heizen können. Neben materiellen Nöten klagen viele über starke Einsamkeit. Oft haben sie keine Familie in Israel. Viele leiden auch unter psychologischen Spätfolgen der traumatischen Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend. Durch Spenden an die „Aktion Würde und Versöhnung“ konnten seit 2012 bereits mehr als 200.000 EUR an die Hilfsprojekte der Partnerorganisationen in Israel weitergeleitet werden.

2012–2015: Netzwerk- und Solidaritätsarbeit

Ein Schwerpunkt der Hauptstadtarbeit, die ab 2012 weiter ausgebaut werden konnte, war die Netzwerkarbeit in Berlin, u.a. durch die Teilnahme an Veranstaltungen und Gesprächstreffen. Parallel dazu wurde auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit weiter entwickelt, ab 2014 auch mit einem regelmäßigen „Bericht aus Berlin“.

Bei den jährlichen Israeltagen in Berlin und beim 3. Deutschen Israelkongress, der 2013 in Berlin stattfand, war die Initiative 27. Januar als unterstützende Organisation beteiligt und konnte zudem auf Einladung des Auswärtigen Amtes und der israelischen Botschaft an Planungstreffen für das Jubiläumsjahr der deutsch-israelischen Beziehungen 2015 (50 Jahre diplomatische Beziehungen) und im April 2015 dann an zwei Veranstaltungen mit dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin in Berlin teilnehmen.

Im Engagement gegen Antisemitismus und für die Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft und dem Staat Israel nahm die Initiative 27. Januar u.a. an Kundgebungen gegen den Al-Quds-Marsch und für Solidarität mit Israel sowie auch an der großen Kundgebung gegen Judenfeindschaft am 14. September 2014 vor dem Brandenburger Tor teil. Als weiterer Bereich dieses Engagements ist die Beteiligung an Fachtagungen und Vernetzungstreffen zu nennen, u.a. bei einer Konferenz, die am 2. Juli 2015 vom „Netzwerk zur Erforschung und Bekämpfung des Antisemitismus“ (NEBA) veranstaltet wurde, sowie die Beobachtung von Debatten und Aktivitäten des Deutschen Bundestags u.a. zum Thema Antisemitismus-Bekämpfung.

Ein besonderes Projekt im Rahmen der Hauptstadtarbeit war eine Politikerbefragung mit Wahlprüfsteinen zu den deutsch-israelischen Beziehungen. Auf den Fragenkatalog an die in den Wahlkreisen Kandidierenden der im Bundestag vertretenen Parteien im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 gab es mehr als 200 Antwortschreiben. Zudem gaben alle Bundestagsfraktionen zentrale Stellungnahmen zu den fünf Fragen ab. Die Antworten wurden unter www.politikerbefragung.de veröffentlicht und dienten sowohl als Wähler-Information, als auch zur Sensibilisierung der Politikerinnen und Politiker für die betreffenden Themen.

Im Kontakt zu Politikern aus Bundestag und Bundesregierung, zur israelischen Botschaft und zu anderen Organisationen und Institutionen konnte sich die Initiative 27. Januar als NGO (Non-Governmental Organization / Nichtregierungsorganisation) etablieren und durch ihre Projekte und Arbeitsbereiche ihren Beitrag zum Gedenken an den Holocaust, zum Eintreten gegen jegliche Formen des Antisemitismus und zur Stärkung der deutsch-israelischen Beziehungen und Freundschaft leisten. Dieses Engagement wurde im Frühjahr 2015 vom israelischen Parlament mit einer Auszeichnung gewürdigt.

Als ein konkretes Beispiel der „Lobbyarbeit“ ist der Einsatz der Initiative 27. Januar für eine bessere Regelung in der Frage der sogenannten Ghetto-Renten zu nennen. Im Kontakt mit Vertretern des Bundestags und mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, mit Vertretern des israelischen Seniorenministeriums und der israelischen Botschaft konnte der Prozess unterstützt werden, bei dem es 2014 schließlich zu einer gesetzlichen Neuregelung zugunsten der Berechtigten bei der Auszahlung der Ghetto-Renten kam.

2014–2015: Projekt „Zeugen der Zeitzeugen“

Das Projekt „Zeugen der Zeitzeugen“ ist in der Folge der Gedenkveranstaltungen vom Januar 2012 in Berlin (70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz) entstanden und war am 9. November 2013 dann Kooperationspartner der Initiative 27. Januar bei der Gedenkveranstaltung in Berlin zum 75. Jahrestag der Pogromnacht.

Bei dieser Veranstaltung mit fast 700 Gästen im Ernst-Reuter-Saal im Rathaus Reinickendorf stellte sich das Projekt „Zeugen der Zeitzeugen“ erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor. Dabei wurde ein Podiumsgespräch mit den Holocaustüberlebenden Raisa Kononenko und Assia Gorban geführt und ein Video mit Ausschnitten aus einem der Zeitzeugen-Interviews gezeigt. Grußworte kamen u.a. von der Vorsitzenden des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus und früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind, und – schriftlich – von Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Horst Köhler.

Mitte 2014 wurde das Projekt „Zeugen der Zeitzeugen“ dann ein Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar, der mit vielfältigen Aktivitäten und dem stetig wachsenden Ehrenamtlichen-Team weiter ausgebaut werden konnte. Seit dem Projektbeginn konnten bereits in mehreren Städten in Deutschland und auch in anderen Ländern (u.a. Israel und Tschechien) Interviews mit Zeitzeugen geführt und auf Video aufgezeichnet werden. Zudem wurden Begegnungen mit Zeitzeugen in Jugendgruppen, Schulen und Universitäten vermittelt sowie dann auch vor Ort vorbereitet und moderiert. Zudem sind einige der ehrenamtlichen Interviewer weiterhin mit den Zeitzeugen in Kontakt und in einzelnen Städten haben sich daraus bereits Besuchsnetzwerke für Holocaustüberlebende gebildet. Zudem begleitet das Projekt „Zeugen der Zeitzeugen“ auch Besuchergruppen, so im Juli 2015 Gita Koifman und weitere Gäste aus Israel in Baden-Württemberg, die als Teil ihres Besuchsprogramms auch von Landesministerin Silke Krebs in Vertretung des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann empfangen wurden.

Das Projekt „Zeugen der Zeitzeugen“ arbeitet eng mit Verbänden von Holocaustüberlebenden, mit Organisationen, die sich im Bereich deutsch-israelischer Jugendarbeit engagieren, mit jüdischen Gemeinden und Einrichtungen sowie mit Kirchengemeinden, Schulen und Universitäten zusammen.

Als Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar ist das Projekt „Zeugen der Zeitzeugen“ zudem auch Teil weiterer Netzwerke gegen Antisemitismus und für die Solidarität mit Israel und beteiligt sich an Veranstaltungen und Kundgebungen.

Videos von den Zeitzeugen-Interviews und Berichte von Zeitzeugen-Begegnungen an Schulen und Universitäten sowie von weiteren Veranstaltungen sind unter www.zeugen-der-zeitzeugen.de sowie auch unter „Zeugen der Zeitzeugen“ bei YouTube und bei Facebook zu finden.

Das Projekt „Zeugen der Zeitzeugen“ wurde nach einem Zitat aus der Rede des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler im Deutschen Bundestag am 27. Januar 2009 benannt.
Die Ziele des Projekts sind, das Gedenken an den Holocaust lebendig zu halten und an die junge Generation weiterzugeben, den Holocaustüberlebenden Anerkennung und Wertschätzung zu vermitteln und Antisemitismus in Deutschland in allen seinen Ausdrucksformen zu verhindern.

2015: 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz

Am 27. Januar 2015 jährte sich die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee zum 70. Mal. Aus Anlass dieses Jahrestages, der in Deutschland und international diesmal besondere Aufmerksamkeit erfuhr, organisierte die Initiative 27. Januar wie in den Vorjahren Gedenkveranstaltungen in Berlin und München. Im Mittelpunkt standen dabei wieder die Holocaustüberlebenden und ihre Berichte („Das Vermächtnis der Zeitzeugen – unsere Verantwortung“).

Bei der Gedenkveranstaltung in Berlin am 22. Januar 2015, die bereits zum dritten Mal in der Französischen Friedrichstadtkirche stattfand, sprach Assia Gorban als Zeitzeugin, bei der Gedenkveranstaltung am 29. Januar 2015 im Hubert-Burda-Saal der Israelitischen Kultusgemeinde in München war Dr. Eva Umlauf, die als kleines Kind das KZ Auschwitz überlebt hat, die Hauptrednerin. Bei beiden Gedenkveranstaltungen standen zudem auch Podiumsgespräche mit jungen Erwachsenen auf dem Programm sowie jeweils ein kurzer Film.

Ehrengäste bei der Berliner Gedenkveranstaltung waren der Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman (wie bereits 2014), die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Vizepräsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Gitta Connemann (wie bereits 2013), und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Dr. Gideon Joffe (wie bereits 2013). Durch die Teilnahme des Shalom-Chores Berlin unter der Leitung von Kantor Nikola David gab es bei dieser Veranstaltung auch einen ganz besonderen musikalischen Rahmen.

Bei der Gedenkveranstaltung in München, wo nun bereits seit genau zehn Jahren Gedenkveranstaltungen der Initiative 27. Januar zum Holocaust-Gedenktag stattfanden, waren u.a. die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und damit auch Gastgeberin vor Ort, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter sowie die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler in Vertretung des Landesbischofs Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, als Ehrengäste anwesend. Von Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gab es wie bereits in einem früheren Jahr ein schriftliches Grußwort. Hiermit und durch weitere Grußworte auch des griechisch-orthodoxen Erzpriesters Apostolos Malamoussis und der Pfarrerin Brigitte Fietz von der Evangelischen Allianz München war diese Gedenkveranstaltung dabei auch sehr ökumenisch geprägt. In Vertretung des Schirmherren der Gedenkveranstaltung, Ministerpräsident Horst Seehofer, sprach wie bereits im Vorjahr Staatssekretär Georg Eisenreich ein Grußwort. Zudem konnte auch der israelische Generalkonsul Dr. Dan Shaham begrüßt werden.

Ein kurzer Videobericht zur Berliner Gedenkveranstaltung ist unter www.youtube.com/Initiative27Januar veröffentlicht. Weitere Dokumentationen zu den Januarveranstaltungen 2015 in Berlin und München sowie auch zu den Gedenkveranstaltungen der vorangegangenen Jahre sind unter www.initiative27januar.org zu finden.
Medienberichte von den Gedenkveranstaltungen im Januar 2015 gab es u.a. in der Jüdischen Allgemeinen und in der BILD München. Der Newsletter der Israelischen Botschaft zitierte aus dem Grußwort des Botschafters bei der Gedenkveranstaltung in Berlin.

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