Grußwort

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

während für Juden das neue Jahr 5780 schon begonnen hat, richten auch wir uns bereits auf 2020 aus – unter anderem mit den letzten Planungen für unsere erste Bildungsreise nach Israel.

Das Attentat von Jom Kippur vor der Synagoge in Halle hat uns wieder gezeigt, wie wichtig es ist, praktisch etwas gegen diesen zerstörerischen Hass auf Juden in den Köpfen vieler Menschen zu unternehmen. Wir bitten Sie daher: Tun auch Sie etwas – praktisch oder finanziell. 

Neben dem bisherigen Herzstück unserer Arbeit, mit Schoah-Überlebenden und – zunehmend intergenerationell – auch ihren Nachkommen an Schulen zu gehen, um Schüler persönlich für das historische Schicksal jüdischen Lebens in Deutschland zu sensibilisieren, gibt es neue Anfragen.

Immer mehr Vereine (z.B. Deutsches Rotes Kreuz), Bildungsträger und Gemeinden fragen uns für Bildungsveranstaltungen vor Ort gegen Antisemitismus an. Wieso nicht auch bei Ihnen? Mit drei bis vier Monaten Vorlauf ist mehr möglich, als man am Anfang denkt.

Lassen Sie sich inspirieren von den Impulsen zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht (LINK zum YouTube-Video) und den Ereignissen vor 30 Jahren zum Mauerfall.

Ihre Marina und Daniel Müller

Leitung Zeugen der Zeitzeugen , Initiative 27. Januar e.V.

Wir suchen Unterstützer für unsere 1. Bildungsreise nach Israel

 von Marina Müller, Leiterin Zeugen der Zeitzeugen

Ab 2020 gehen wir inhaltlich verstärkt in die Lehrerausbildung der Bundesländer, startend mit Hessen. Um uns als Team, angehende Lehrer und weitere Bildungsmultiplikatoren auf diese neue Ebene der Arbeit vorzubereiten, startet vom 01.- 08. März 2020 eine Bildungsreise nach Israel als Pilot. Ganz bewusst erfolgt diese ohne religiöse oder konfessionelle Schwerpunktsetzung. Wir wollen versuchen, nachzuvollziehen, wie Menschen unterschiedlicher Herkunft in Israel denken – über sich, ihr Land, aber auch ihre Verbindung zu Deutschland. Wir werden einigen Schoah-Überlebenden sowie ihren Nachfahren begegnen, junge Israelis in Bildungseinrichtungen treffen, und versuchen, zu hinterfragen, wie wir als Deutsche Israel und Israelis in unserem eigenen Land oft falsch oder einseitig wahrnehmen – etwa indem wir auch weniger bekannte Aspekte der Geschichte oder den Hightech-Sektor betrachten. Mehr dazu in unserem Flyer:

  

Um den günstigen Preis halten zu können, benötigen wir noch 3.000 EUR. Durch Spenden und eine Förderung durch die Axel Springer Stiftung konnten wir bereits 4.000 EUR fundraisen. 

Wir freuen uns über Ihre Bildungsinvestition in die nächste Generation unter dem Stichwort „Bildungsreise“!

 Spendenkonto: Zeugen der Zeitzeugen, Empfänger: Initiative 27. Januar e.V. , Stichwort: Zeugen der Zeitzeugen, Evangelische Bank, Kontonummer: 105344166, BLZ: 52060410, IBAN: DE47 5206 0410 0105 3441 66, BIC: GENODEF1EK1

Facebook, Shakshuka & Kibbuzkind

von Christina Zanter, Bereichsleitung PR

Unser diesjähriges Team- und Freundestreffen startete am Freitag, den 14. Juni 2019 in Nürnberg mit einem wertvollen PR-Workshop zusammen mit Mitarbeitern der Agentur TBN Public Relations GmbH aus Fürth. Daniel und Marina Müller, David Lüllemann und Christina Zanter nahmen viele Ideen und Anregungen aus dieser Fortbildung zur Öffentlichkeitsarbeit mit.

Im Anschluss an diesen arbeitsreichen Nachmittag folgte zur Stärkung und als Würdigung des Engagements der ehrenamtlichen Mitarbeiter im Team ein Kochevent mit dem israelischen Koch Sagy Cohen. Sagy, ein Enkel von Holocaust-Überlebenden aus Ungarn, stammt aus Jerusalem und ist für seine Frau nach Deutschland gekommen. Das gesamte Team hatte großen Spaß am gemeinsamen Kochen, Experimentieren und Probieren. Wir genossen die gemeinsame Zeit und natürlich unser leckeres Essen in toller Atmosphäre, bevor wir uns am späten Abend zur Jugendherberge aufmachten. 

Der 2. Tag unseres Team- und Freundestreffens startete früh am Samstagmorgen mit einer internen Vorstellung aller Bereiche und Stadtkoordinatoren von Zeugen der Zeitzeugen

Nach einem gemeinsamen Mittagessen eröffnete Daniel Müller mit einem Beitrag zur Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte unser Freundestreffen. Daran anknüpfend stellte unser Bereichsleiter „Antisemitismus“ die Ergebnisse seiner Studie „Bildung gegen Antisemitismus“- Israel und Geflüchtete vor. 

Als Ehrengast durften wir Herrn Ernst Krakenberger begrüßen. Er fesselte die Zuhörer mit seinem Buch, das er anhand der Aufzeichnungen seiner Pflegemutter geschrieben hat. Als Kind wurde er von seinen Eltern während des Holocaust bei einer deutschen Familie in den Niederlanden untergebracht und versteckt. Erst nach dem Krieg fand er seine leiblichen Eltern, die im KZ Bergen-Belsen überlebten, wieder und zog in den sechziger Jahren nach Nürnberg. Er gründete die Stiftung „Laurusstern“- zur Förderung der Jugend- und Altenhilfe und zur Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz und des Völkerverständigungsgedankens. 

Zum Abschluss des Treffens gab es für die Zuhörer eine Lesung von der Journalistin und Autorin Lisa Welzhofer aus ihrem Buch „Kibbuzkind“. Lisas Mutter reiste in jungen Jahren in einen israelischen Kibbuz, wo sie einen jungen Mann kennen und lieben lernte. Ohne ihn kehrte sie nach Deutschland zurück. 30 Jahre später machte sich nun ihre Tochter Lisa auf den Weg, um diesen Mann, ihren Vater, zu suchen und zu finden. Eine deutsch-israelische Familiengeschichte, die danach fragt, woher wir kommen, was wir der nächsten Generation mitgeben und wie es gelingen kann, das Leben derer, die vor uns waren, mit versöhnlichem Blick zu betrachten und als Teil der eigenen Geschichte anzunehmen.

Schulprojekt im Münchner Land 

 von Maria Möbius & Daniel Hochbaum, Stadtkoordinatoren München

Ein Bericht aus zehn Bildungsprojekten von 2019, die mittlerweile das Herzstück unserer Arbeit sind. Hier berichten zwei Ehrenamtliche aus Oberbayern: 

Maria: 

Am Mittwoch 18. Juli 2019 waren Daniel Hochbaum und ich mit dem Überlebenden und Zeitzeugen Natan Grossmann (Jhg. 1927) in der Wolfgang-Kubelka-Realschule in Schondorf (Bayern) – einer reinen Jungenschule. Ungefähr 100 Schüler der 9. Jahrgangsstufe waren bei der Zeitzeugenbegegnung dabei.Die Lehrer hatten zur Vorbereitung den Film Linie 41 über das Ghetto in Lodz und das Leben von Natan gezeigt.Für das Treffen mit Natan sollten sich die Schüler sollten sich dann Fragen überlegen.Natan hat die Doppelstunde damit begonnen, noch einmal ein paar Ausschnitte aus seiner Lebensgeschichte zu erzählen: Von seiner Zeit im Ghetto Lodz, von Ausschwitz und dem Todesmarsch nach Ludwigslust, sowie seiner Zeit nach dem Krieg. Mit seinen 92 Jahren schafft er es immer noch, seine Zuhörer mithinein in seine Gedanken und seine Geschichte zu nehmenund fordert sie mit seinen Fragen heraus.Im Anschluss war es spannend, die Fragen der Jugendlichen zu hören: Sie wollten Natans Einschätzung zur aktuellen, politischen Entwicklung wissen, wollten erfahren, wie er den Hass auf Deutsche abgebaut hat und vieles mehr.Unser Eindruck von der Schule und die Zusammenarbeit war sehr positiv und für Daniel und mich war es eine sehr besondere und lehrreiche Zeit.

Daniel:

Als wir in München losfuhren, begann Natan sehr rasch zu erzählen. Da es mein erster Schulbesuch mit ihm war, hatte ich Bedenken, ob er später noch genug zu erzählen hätte… Ja, das hatte er und er war ganz klar in seinen Berichten und in seinen Antworten. Möge er wirklich 120 Jahre alt werden, sodass er den nächsten Generationen noch lange berichten kann. Seine frische, humorvolle Art macht junge Herzen wirklich schnell offen und aufmerksam. Das fand auch der Schulleiter, der begeistert zu mir sagte: „Das ist genau der Richtige für meine Jungs!“

Auf die Frage eines Schülers, wie er seine Rachegefühle auf alles Deutsche verlor, antwortete Natan, dass er im Krankenhaus bei der Begegnung mit ehemaligen deutschen Soldaten lernte, dass die Menschenverachtung im Dritten Reich nicht nur das jüdische Volk betraf, sondern das NS-Regime auch die eigenen jungen Männer bewusst in den Untergang schickte. „Uns haben sie vergast und die eigenen Menschen haben sie zum Erfrieren geschickt.“ 

Diese Aussage von einem Überlebenden gab mir eine ganz andere Sicht, sodass ich nicht sagen kann, dass mich die Zeit nichts angeht. 

Danke Natan, für dein Engagement und deinen Einsatz!

Warum ich mich bei ZdZ engagierte

von Jörn Wipplinger – Ehemaliger Stadtkoordinator Hannover

Kommentar der Redaktion: Derzeit beseht unser bundesweites Team aus rund 60 Ehrenamtlichen. Junge Menschen haben die Möglichkeit sich für eine gewisse Zeit in dem Engagement für jüdischen Leben in Deutschland und in den persönlichen Begegnungen mit den Shoah-Überlebenden, deren Kindern und Enkeln für die Zukunft zu lernen. Aus unserer Sicht ist das die beste Prävention gegen Antisemitismus. Jörn berichtet aus seiner ZdZ-Zeit:

Meine erste Begegnung mit einer Überlebenden des Holocaust hat mich tief getroffen. Es war im August 2013 auf einer Israelreise von Israel Connect. Plötzlich war Geschichte nicht mehr Geschichte- sie war Gegenwart. Ich begriff, dass die Vergangenheit nicht abgeschlossen ist, solange Überlebende des Holocaust unter uns leben. Zurück in Deutschland lag es mir am Herzen, Holocaustüberlebende kennenzulernen, zu besuchen und sie auf ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten. In den fünf Jahren bei Zeugen der Zeitzeugen durfte ich erleben, wie aus einem kleinen Projekt mit wenigen Mitstreitern, ein bundesweites Netz an jungen Leuten wurde, die ihre Stimme für das jüdische Volk und Israel erheben. Diese Entwicklung und die Begegnungen mit den Überlebenden erfüllen mich mit Dankbarkeit für die Zeit bei ZdZ.

 

Redaktionsteam: Christina Zanter, Daniel Hochbaum, David Lüllemann, Jörn Wipplinger, Maria Möbius,  Marina & Daniel Müller

Fotos: ZdZ, Wolfgang-Kubelka-Realschule