Neuigkeiten von den AWV-Partnern
Die Aktion Würde und Versöhnung (AWV) ist eine Projektpartnerschaft zur Unterstützung bedürftiger Holocaustüberlebender in Israel zwischen drei israelischen Hilfs- und Sozialwerken (Keren Hayesod, Hadassah, Helping Hand Coalition) und der Initiative 27. Januar e.V. auf deutscher Seite. Zum 1. Juli 2012 ins Leben gerufen, stellte sie bereits bei Gründung einen innovativen Typus eines deutsch-israelischen Kooperationsprojektes dar und leistete auf der Basis von Freundschaft und gegenseitigem Vertrauen seitdem enorm viel.
In dieser Ausgabe des AWV-Newsletters wird ein aktueller Einblick in die Arbeit der drei israelischen AWV-Partner gegeben:
- Die Organisation Hadassah betreibt in Israel mehrere Krankenhäuser und betreut Holocaustüberlebende bei stationären Klinik-Aufenthalten in Jerusalem
- Die Amigour-Häuser begegnen unter dem Motto „Würde und Überleben“ den Bedürfnissen benachteiligter älterer Holocaustüberlebender in Israel und werden vom AWV-Projektpartner Keren Hayesod unterstützt
- Die Shalom-Häuser der Helping Hand Coalition wurden – ausgehend vom besonderen Unterstützungsbedarf von Holocaustüberlebenden auf persönlicher, familiär-generationaler, wirtschaftlicher und sozialer Ebene – als Multifunktionszentren zur Förderung verschiedenartiger Aktivitäten eingerichtet
Als Projektpartnerschaft unterstützt die AWV bewusst drei verschiedene Partnerorganisationen in Israel, die mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten eine sozial-karitative Antwort auf spezifische Bedürfnisse von Holocaustüberlebenden geben.
Helping Hand Coalition – Erinnerung an das Exodus-Schiff
Im Vorfeld des internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar wurden 21 Holocaust-Überlebende, die 1947 auf dem Exodus-Schiff waren, eingeladen, nach Caesarea ins Shalom House zu kommen. Sie kamen aus verschiedenen Städten Israels. Die Überlebenden brachten Bücher, die sie geschrieben hatten, Bilder, Zeitungsartikel und sogar die Ausweise oder Dokumente, die einst ihren Eltern gehörten, mit und zeigten, dass sie 1947 auf dem Exodus-Schiff waren.
Gemeinsam gedachten wir der Menschen, die in der Shoa umgekommen waren. Eine Schweigeminute wurde abgehalten und sechs Kerzen wurden angezündet, um an die 6 Millionen Juden zu erinnern, die im Holocaust getötet wurden.
Einer der Freiwilligen spielte und sang ein Lied für sie, und später wurde ein köstliches Mittagessen genossen, das von den Freiwilligen vorbereitet worden war. Am Ende sagte der Leiter der Organisation „Holocaust Survivors Exodus 1947“: „Es kamen viele Schiffe nach Palästina, aber die „Exodus“ ist einzigartig, die „Exodus“ ist ein Juwel“.
Die „Exodus 1947“ war ein Schiff, das am 11. Juli 1947 4.500 jüdische Einwanderer aus Frankreich ins damals von Großbritannien kontrollierte Palästina brachte. Die meisten waren Überlebende des Holocaust, die keine legalen Einwanderungszertifikate für Palästina hatten. Dass jüdische Holocaust-Überlebende wieder gewaltsam nach Deutschland umgesiedelt wurden, hatte damals für internationalen Aufruhr gesorgt. Die Öffentlichkeit weltweit war empört und die Briten änderten ihre Politik. Illegale Einwanderer wurden anschließend nicht mehr nach Europa zurückgeschickt, sondern in Gefangenenlager in Zypern gebracht. Die daraus resultierende öffentliche Peinlichkeit für Großbritannien führte zu weitverbreiteter Sympathie für das jüdische Volk in diplomatischen Kreisen und zu der späteren Anerkennung des jüdischen Staates im Jahr 1948.
In der Tat ist die „Exodus“ ein Juwel und ein großes Wunder. Es war ein Privileg für die Helping Hand Coalition, einigen der Überlebenden zu dienen. Sie waren es, die damals heldenhaft einen Stand eingenommen haben und nicht aufgaben, bis sie ihre Hoffnungen und Träume wahrwerden sahen – den Staat Israel.
Quelle: https://hhctvblog.wordpress.com/2019/01/25/remembering-the-exodus-ship/
Amigour – Holocaust-Gedenken und das tägliche Leben in den Sheltered Homes („Geschütztes Zuhause“)
Am internationalen Holocaust-Gedenktag nahmen 50 Bewohner der Amigour-Häuser in Jerusalem an einer Zeremonie teil, die Chiune Sugihara, einen der so genannten „Righteous among the Nations“ (Gerechten unter den Nationen), ehrte. Während des Zweiten Weltkriegs war Chiune Sugihara ein japanischer Regierungsbeamter, der als Vizekonsul für das Japanische Reich in Litauen tätig war. Er half Tausenden von Juden aus Litauen und Polen bei der Flucht, indem er ihnen Transitvisa ausstellte, damit sie durch japanisches Territorium reisen konnten, was seinen Job und das Leben seiner Familie gefährdete. Botschafter Koichi Aiboshi, der japanische Botschafter in Israel, Vertreter der Claims Conference und andere Würdenträger nahmen an dieser ganz besonderen und emotionalen Zeremonie zur Ehrung von Chiune Sugihara teil, die in der „Chamber of the Holocaust“ auf dem Jerusalemer Berg Zion stattfand. Organisiert wurde die Veranstaltung von Chaim Chesler, Gründer und Vorsitzender von Limmud, und der Conference on Jewish Material Claims against Germany.
Amigour bietet ein Leben in Würde und Ehre und kümmert sich um die täglichen Bedürfnisse von 7.500 Holocaustüberlebenden und anderer älterer Menschen in 57 geschützten Amigour-Häusern in ganz Israel und versucht, geeignete Wohnlösungen für die Tausenden von Überlebenden des Holocaust zu finden, die noch auf Wartelisten stehen. Amigour steht für Lebensqualität.
Amigour ist stets auf der Suche nach innovativen Wegen, um die Holocaustüberlebenden und die anderen älteren Menschen, die in den Amigour-Häusern leben, zu schützen. Die Organisation „United Hatzalah“ unterstützte Amigour vor Kurzem durch eine Spende von Armbändern, die einen computergesteuerten Chip enthalten, der persönliche Daten und medizinische Informationen der Bewohner enthält. Das Armband hilft in Notsituationen und rettet Leben, indem es den Zugang zu den medizinischen Informationen des Patienten in Echtzeit ermöglicht.
Die Bewohner des Amigour-Hauses „Talpiot“ in Jerusalem unternahmen einen lehrreichen Tagesausflug in die heilige Stadt Jerusalem. Inspiriert wurden sie von den zwölf Buntglasfenstern von Marc Chagall in der Abbell-Synagoge des Hadassah University Medical Center. Die Sonnenstrahlen durchströmten die erstaunlichen Farben der Glasmalerei, die Schönheit zog die Holocaustüberlebenden und weitere ältere Menschen in ihren Bann. Chagall übergab die Fenster im Februar 1962 an Israel. Die Bibel war seine wichtigste Inspiration und jedes einzelne Fenster hat eine bestimmte dominierende Farbe und enthält ein Zitat aus einzelnen Segnungen. Die Reise wurde mit einer Führung durch die Knesset fortgesetzt, bei der die Amigour-Bewohner die Demokratie Israels kennenlernten und die verschiedenen Kunstwerke, die im ganzen Gebäude ausgestellt sind, betrachten konnten.
Quelle: https://www.facebook.com/pg/Amigour-A-Home-for-Israels-Holocaust-Survivors-103978036459924/posts/
Hadassah – Veränderungen in der Arbeit mit Holocaustüberlebenden
Das Hadassah Medical Center ist die sechstgrößte Klinik in Israel. Hadassah fühlt sich der Personengruppe der Holocaustüberlebenden in besonderer Weise verbunden. In großangelegten Studien wurden beispielsweise die spezifischen Patientenbedürfnisse der Holocaustüberlebenden erforscht. Außerdem wurden eigene Betreuungskonzepte für Holocaustüberlebende bei stationären klinischen Aufenthalten entwickelt.
In der Hadassah-Klinik bekommen Sozialarbeiter an jedem zweiten Tag eine Liste derjenigen Patienten, die wahrscheinlich Holocaustüberlebende sind. Diese werden besonders betreut. Die Rechtsberatung, die bislang ebenfalls ein Teil dieser besonderen Betreuung war, wird inzwischen nicht mehr angeboten. Nach aktuellen Informationen von Mitarbeitern des Hadassah Medical Centers kennen die meisten Holocaustüberlebenden inzwischen ihre Rechte, weshalb es im Nachgang zu den Krankenhausaufenthalten vor allem darum geht, krankheitsbedingte Hilfen und Pflege zuhause zu bekommen. Die Hadassah-Sozialarbeiter sind inzwischen vor allem damit beschäftigt, die Holocaustüberlebenden und ihre Familien an Stellen außerhalb der Klinik zu verweisen, die ihnen nach dem stationären Aufenthalt weiterhelfen können.
Da die meisten der jetzigen Patienten, die Überlebende sind, im Holocaust noch Kinder waren, ist nach Aussage der Hadassah-Sozialarbeiter bei ihnen das (bewusste) Trauma weniger ein Thema als die aktuelle Krankheitssituation und die damit einhergehenden Schwierigkeiten. Dies sei anders, als es noch vor ein paar Jahren der Fall gewesen war bei den Patienten, die die NS-Zeit ganz bewusst miterlebt hatten. Der Krankenhausaufenthalt selbst sei zudem weniger das Problem, als vielmehr das Zurechtkommen danach. Die Familien würden ihre Angehörigen auch eher im Krankenhaus besuchen, als zuhause, wo die Einsamkeit wieder ein großer Leidensfaktor ist. Die weitere medizinische und pflegerische Versorgung werde dann von den entsprechenden Stellen koordiniert, an die verwiesen wird.
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In diesem AWV-Newsletter haben Sie aktuelle Informationen aus allen Projekten erhalten, die die Aktion Würde und Versöhnung in Israel unterstützt. Wie immer freuen wir uns über Ihr Feedback und Ihre weiteren Verbesserungsvorschläge für unsere Arbeit. Lassen Sie uns gerne wissen, wie wir Sie als Unterstützer unserer Arbeit noch besser, umfangreicher und zeitnäher mit allen erforderlichen Informationen, Zahlen, Daten und Fakten zu unserer Arbeit versorgen können. Unser Ziel ist es, Sie durch Informationsangebote wie unsere Website in die Lage zu versetzen, eigenständige Botschafter für das Anliegen der Aktion Würde und Versöhnung zu werden.
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Für alle Formen Ihrer Unterstützung danke ich Ihnen ganz herzlich!
Mit besten Grüßen
i.A. Matthias Böhning
Initiative 27. Januar, Koordinator Aktion Würde und Versöhnung