Grußwort vom 1. Vorsitzenden

Liebe Freunde und Wegbegleiter der „Initiative 27. Januar“,
Liebe Leser,

 

Nachdem unsere Hauptveranstaltungen des Jahres buchstäblich über die Bühne gegangen sind (wir berichteten ausführlich im vergangenen Newsletter), widmen wir uns derzeit mehr den kontinuierlichen Aufgaben, die unsere Arbeit ausmachen. Dazu zählen vor allem Netzwerkarbeit, Politikmonitoring und die Beteiligung an Veranstaltungen unterschiedlichster Art. 

 

In diesem Newsletter geben wir Ihnen und Euch einen Einblick in diesen Bestandteil unserer Arbeit und wünschen eine interessante Lektüre. Vielen Dank für alle Unterstützung, auf die wir angewiesen sind, um unsere dreifache Zielsetzung zu verfolgen: Holocaust gedenken, Antisemitismus bekämpfen und deutsch-israelische Beziehungen stärken. 

 

Mit herzlichen Grüßen


Ihr Matthias Böhning

Matthias Böhning

1. Vorsitzender, Initiative 27. Januar e.V.

AUS DEN ARBEITSBEREICHEN 

Holocaust-Gedenken

Buchsignierung Dr. Alexej Heistver: Ergreifendes Lebenszeugnis

Anfang März besuchte uns Dr. Alexej Heistver, der bei unserer Gedenkveranstaltung als Überlebender der Shoah aus seiner Kindheit berichtete, in unserem Büro. Anlass dafür war, dass er sein Buch „Verwundete Kindheit“ für uns signierte, welches er bei der Gedenkveranstaltung erwähnte.

Dr. Heistver wird meistens gebeten, aus seiner frühen Kindheit zu erzählen, in der er im Ghetto und späteren Konzentrationslager Kaunas (Litauen) medizinische Versuche durchlitt. Auf die Länge seines Lebens betrachtet ist dies jedoch nur ein kleiner Teil seiner Geschichte. Bei seinem Besuch erzählte er auch vom Fortgang seines Lebens:

Da ist zum Beispiel sein jüdischer Adoptivvater, der als Militärberichterstatter in sowjetrussischen Zeiten viel auf Reisen ist, manchmal auch zusammen mit seinem Adoptivsohn Alexej […] Sein recht früher Tod ist Zeugnis dieses jahrelangen Drucks, unter dem sich sein Adoptivvater befand.

[Den gesamten Artikel auf unserer Website lesen.]

Auch Alexej, der als Geschichtswissenschaftler europäische Geschichte und Beziehungen erforschte, geriet regelmäßig in Verdacht, gegen das Regime zu arbeiten. Immer wieder wurde auch er vorgeladen und verhört. […]

Er widmete den Teil seines Lebens, den er später in Deutschland verbrachte, der Aufarbeitung und Erforschung der Geschichten der „Child Survivors“, also derer, die den Holocaust im Kindesalter überlebten. Daraus entstand ein aktiver Einsatz für die Anerkennung ihrer Schicksale als Holocaustüberlebende. Der aus diesem Anliegen heraus gegründete Verein „Phönix aus der Asche – Die Überlebenden der Hölle des Holocaust e.V.“ wird kommenden Sommer die letzte Bildungsreise für Schüler anbieten – das hohe Alter der Vereinsmitglieder erfordert nunmehr die Beendigung ihrer Aktivitäten.

Wir empfinden es als große Ehre, dass Alexej Heistver, der die letzte Etappe seines Lebens angetreten hat, uns mit seiner Offenheit fast so etwas wie ein Vermächtnis hinterlassen hat.

 

Antisemitismus-Bekämpfung

Offener Brief zu den geplanten Auftritten von Roger Waters

Der ehemalige Pink-Floyd-Sänger Roger Waters plant, im Rahmen seiner Welttournee im Mai 2023 Konzerte in fünf großen deutschen Städten – Hamburg, Köln, Berlin, München und Frankfurt – zu geben. Als einer der Köpfe der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions – dt. Boykott, Desinvestitionen, Saktionen) hat er in Vergangenheit schon des Öfteren politische Aufmerksamkeit auf sich gezogen, auch durch antisemitisch aufgeladene Bildersprache im Rahmen seiner Konzerte.

Gemeinsam mit anderen Organisationen haben wir deshalb in einem Offenen Brief gefordert, ihm und seinen Positionen keine Bühne zu geben. In diesem Zusammenhang trafen wir uns letzte Woche auch mit Leonard Kaminski von der Werteinitiative e.V. um uns auch in Zukunft auf dieser Ebene zu vernetzen.

Übrigens: In Frankfurt wurde das Konzert bereits abgesagt, in München wurde es zumindest versucht. Falls Sie in Hamburg, Köln oder hier in Berlin leben: Machen Sie mit, setzen Sie auch Ihre Stimme ein – damit deutlich wird, dass Veranstaltungen mit einem solchen Gedankengut nicht zur besonderen Beziehung zwischen Israel und Deutschland passen.

Ein Video, in dem der Offene Brief von Vertretern aller beteiligten Organisationen verlesen wird, findet sich auf Instagram, das PDF kann hier heruntergeladen werden.

 

Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille

Die deutschen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sind eine der größten Bürgerinitiativen Deutschlands. Seit über 70 Jahren setzen sie sich für das jüdisch-christliche Miteinander in unserem Land ein. Seit 1952 veranstalten sie jedes Jahr im März die „Woche der Brüderlichkeit“. Zu Beginn dieser Woche verleiht der Deutsche Koordinierungsrat dieser lokalen Initiativen seit 1968 die Buber-Rosenzweig-Medaille. Damit sollen Personen, Einrichtungen oder Initiativen geehrt werden, die sich für die Verständigung zwischen Juden und Christen und die christlich-jüdische Zusammenarbeit in herausragender Weise eingesetzt haben. 

Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre waren unter anderem Dr. Angela Merkel, Friedrich Dürrenmatt, Sir Yehudi Menuhin, Dr. Richard von Weizsäcker, Dr. h.c. Johannes Rau, die Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, das Schulnetzwerk „Schule ohne Rassismus“ und das Friedensdorf Newe Shalom in Israel. Dieses Jahr wurde die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum für ihr mehr als drei Jahrzehnte bestehendes einzigartiges Engagement geehrt. Die diesjährige Preisverleihung fand am 5. März im Theater Erfurt statt.

Wir waren zu den Feierlichkeiten geladen und konnten dort zum einen Einblicke in die wertvolle Arbeit des Centrum Judaicum, einem „Ort des Dialogs mit bundesweiter Ausstrahlung“ (so die Laudatio), gewinnen, als auch das Engagement der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erleben, das einen emotionalen Höhepunkt in der christlich-jüdischen Gemeinschaftsfeier am Samstagabend im Festsaal des Erfurter Rathauses fand.

 

Was ist Antisemitismus?

„Viele gesellschaftliche Gruppen in Deutschland setzen sich sehr lautstark gegen Antisemitismus ein – bei euch Christen fragt man sich aber manchmal: ‚Wo seid ihr? Oder wenn ihr da seid: Warum seid ihr so leise?‘“ Diese oder ähnliche Aussagen hört man immer wieder von jüdischer Seite mit Blick auf die deutsche freikirchliche Landschaft. Ob die Einschätzung nun korrekt ist oder nicht: Derartige Wahrnehmungen von Jüdinnen und Juden in Deutschland sollten wir uns als Christen zu Herzen nehmen und uns fragen: Was können wir (noch mehr) gegen Antisemitismus tun? Und wie können wir über das, was wir bereits tun, lautstärker – und damit auf jüdischer Seite besser wahrnehmbar – kommunizieren?

Alles fängt damit an, Antisemitismus überhaupt erst einmal als Phänomen zu verstehen und zu erkennen. Dabei ist es besonders wichtig, die verschiedenen Ausprägungen von Antisemitismus zu kennen, um für Alltag und Politik dafür sensibel zu sein. Mit dem Ziel, mehr Grundlagenwissen über Antisemitismus zu schaffen, hat die Arbeitsgruppe „Politik & Antisemitismus“ im Arbeitskreis „Israel – Judentum – Nahost“ der Evangelischen Allianz in Deutschland im März 2023 eine Übersicht und erste Einführung erstellt, an der Matthias Böhning, der Erste Vorsitzende der Initiative 27. Januar e.V., mitgewirkt hat.

 

Israel-Solidarität

Treffen mit israelischem UN-Botschafter in New York

Nach Abschluss einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York zur aktuellen Situation im Nahen Osten einschließlich der Palästinenserfrage traf Matthias Böhning, der Erste Vorsitzende der Initiative 27. Januar e.V., am Mittwoch, 22. März 2023, Botschafter Gilad Erdan, den 18. Ständigen Vertreter Israels am Hauptsitz der Vereinten Nationen und dankte ihm für seine wichtigen und mutigen Worte in einem der höchsten UN-Gremien. Botschafter Erdan hatte eindrucksvoll aufgezeigt, welcher Ungleichbehandlung Israel sich aktuell gegenübersieht, zu der die internationale Gemeinschaft weitgehend schweigt. 

 
Als Initiative 27. Januar e.V. beobachten wir kontinuierlich die deutsche und internationale Politik im Hinblick auf Israel und kommentieren diese konstruktiv-kritisch. Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist zudem, politische Debatten und Trends im Hinblick auf deutsch-israelische und europäisch-israelische Beziehungen sowie den Umgang mit Israel auf multilateraler Ebene transparent und nachvollziehbar zu machen.
 

NEUIGKEITEN

Neu aufgelegt: Talk27 auf Instagram

Am 27. Februar 2023 sind wir erfolgreich in die Neuauflage unseres beliebten Talk-Formats Talk27 auf Instagram gestartet. Am jeweils 27. des Monats unterhalten wir uns mit jeweils einem speziellen Gast über aktuelle Themen, die Holocaust-Gedenken, Antisemitismus oder den Aufbau freundschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Israel berühren.

Beim Talk27 im Februar sprach Matthias Böhning mit Uwe Heimowski, dem politischen Beauftragten der Evangelischen Allianz in Deutschland, über Gedenkkultur, Verantwortung und Glauben, Antisemitismus und das jüdisch-christliche Zusammenleben in Deutschland.

Am Montag, den 27. März 2023 begrüßen wir um 19:30 Uhr Philipp Sälhoff und Hannah Schimmele von polisphere auf Instagram. Das Live-Format bedeutet übrigens auch, dass das Publikum live Fragen stellen kann, die dann im Gespräch aufgenommen werden können. Beteiligen Sie sich gerne und klicken sich auf Instagram rein: www.instagram.com/i27jan

 

Hauptstadtarbeit in Berlin

Wir sind dankbar, in Berlin vor Ort zu sein und uns aktiv am Diskurs zum Thema Antisemitismus in Deutschland und in Berlin zu beteiligen. Zu nennen ist das Gespräch mit Prof. Dr. Samuel Salzborn, Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, am 14. März 2023, bei dem wir Einblicke in sein Engagement bekommen konnten:

  • Sein Projekt, Straßennamen Berlins unter die Lupe zu nehmen, im Hinblick auf Menschen mit antisemitischer Haltung, die auf diese Weise geehrt werden, gibt differenzierte Handlungsempfehlungen, die auch anderen Städten hilfreich in der Bewertung sein können.
  • Die in den letzten Jahren erfolgte Sensibilisierung der Berliner Behörden macht es einfacher, Demonstrationen mit antisemitischen Tendenzen zu verhindern (so zum Beispiel die Al-Quds-Demonstrationen (Jerusalem-Tag), die in Berlin zuletzt nicht mehr stattfanden).
  • Ebenfalls nötig und im Prozess sind eine differenziertere Registrierung antisemitisch motivierter Straftaten – hier sind Berlin und Baden-Württemberg die ersten Länder, die von der Praxis abgerückt sind, Täter in nicht aufgeklärten Fällen automatisch dem rechten Spektrum zuzuordnen.

 

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Sie ermöglichen damit unser vielfältiges Engagement.