Am 04. Mai 2023 fand der inzwischen 20. Israeltag in München statt. Zahlreiche Besucher fanden sich auf dem Odeonsplatz ein, wo sie ein fröhliches, buntes Programm erwartete. Auch wir von der Initiative 27. Januar e.V. waren mit dabei. Unser 1. Stellvertretender Vorsitzender Harald Eckert gab den folgenden Impuls:

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin Dr. Knobloch! Sehr geehrter Dr. Spaenle! Sehr geehrte Frau Generalkonsulin Schamir! Verehrte Vorredner und Ehrengäste! Lieber Sacha, lieber Leo, liebe Anat! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Freunde Israels!

 

Ich schließe mich den vielfältigen Glückwünschen meiner Vorredner zum 75. Geburtstag Israels an. Israel ist ein Wunder der Weltgeschichte! Dieses Wunder verdient unseren Respekt! Mazel Tov! Am Israel chai!

 

Ich stehe hier in meiner Funktion als Vorstandsmitglied der Initiative 27. Januar. Von daher möchte ich ein paar Gedanken zu den Deutsch-Israelischen Beziehungen weitergeben.
Auf mich machen die Beziehung Deutschlands zu Israel oft den Eindruck einer Achterbahnfahrt. Mal geht es steil bergauf. Dann wieder steil bergab. Oft in schneller Folge.
In der vergangenen Woche flog als der israelischen Jubiläumsfeierlichkeiten ein deutscher Kampfjet in einem israelischen Luftwaffen-Verband über Jerusalem, über Tel Aviv, entlang der israelischen Mittelmeerküste. Zum ersten Mal in der Geschichte unserer beiden Staaten. Das war ein Höhepunkt.

 

Im vergangenen Jahr entschuldigte sich bei der Gedenkveranstaltung in Fürstenfeldbruck, hier vor den Toren Münchens, unser Bundespräsident Walter Steinmeier für das deutsche Staatsversagen im Zusammenhang mit dem Terroranschlag während der Olympiade 1972 in dem Verhalten der Deutschen Politik im Zusammenhang damit. Das war ein Höhepunkt.

 

Doch gleichzeitig beobachten wir mit Betroffenheit und Entsetzen, dass und wie dieses Staatsversagen weitergeht:

Immer noch wird aus deutschen Steuergeldern die palästinensische Autonomiebehörde mit hunderte Millionen Euro pro Jahr unterstützt, ohne die Bedingung zu setzen und zu überwachen, dass es keine finanzielle Unterstützung von Terroristen gegen Israel und deren Familien gibt. In einem Beitrag in der jüdischen Allgemeinen aus dem Jahr 2016 habe ich gelesen, dass zu dieser Zeit etwa 35.000 Terroristen und deren Familien derartige Rentenzahlungen bekommen. 35.000!!! Ein Skandal! Ein Staatsversagen!

 

Ein weiteres Dauerthema deutschen Staatsversagens ist die laxe Haltung Deutschlands bezüglich der Bemühungen Irans zum Bau einer Atombombe mit dem Ziel der Auslöschung Israels. Hier bräuchte es eine klare, unerschütterliche Haltung an der Seite Israels! Doch Deutschland laviert. Aus meiner Sicht ein weiterer Skandal, ein weiteres Staatsversagen!

 

Und doch: Ich meine, dass sich mit der Entschuldigung von Bundespräsident Steinmeier im vergangenen September in Fürstenfeldbruck etwas geändert hat. Die ideologische Rüstung, die hinter all diesem Staatsversagen wirksam ist, hat einen Knacks bekommen. Wie man an dem heftigen Ringen in den Wochen und Monaten vor diesem historischen Ereignis erkennen konnte, ist die Entschuldigung unserem Bundespräsidenten nicht leicht über die Lippen gekommen. Aber als er es aussprach, war es echt. Es hat Wirkung erzielt. Bei der Delegation der anwesenden israelischen Angehörigen der Opfer von 1972. Unter den Anwesenden im Saal. In den Medien und in der Öffentlichkeit. Ein Kommentator der Süddeutschen Zeitung schrieb am nächsten Tag in diesem Zusammenhang von einem „späten Wunder“. Viele spürten: Das war richtig! Alles andere wäre falsch gewesen!

 

Ich persönlich habe die Vermutung und die Ahnung, dass diese Entschuldigung auch bei Herrn Steinmeier selbst etwas bewirkt hat. Ich glaube auch, dass es bei Verantwortlichen im Auswärtigen Amt und anderen zentralen bundesdeutschen Institutionen und Organisationen und wichtigen Menschen darin eine gewisse Nachdenklichkeit ausgelöst hat. Eine deutsch-israelische Historikerkomission arbeitet die Ereignisse von und um 1972 weiter auf. Ich glaube wahrzunehmen: Etwas ist in Bewegung gekommen!

 

Liebe Freunde! Es sind manche unter Euch, die beten für die Deutsch-Israelischen Beziehungen. Meine Ermutigung: Betet weiter! Es sind viele unter Euch, die engagieren sich auf vielfache Weise für die Stärkung der Deutsch-Israelischen Freundschaft. Meine Ermutigung: Engagiert Euch weiter!

 

Die Rüstung hat einen Knacks bekommen. Ich sehe aktuell die Möglichkeit, dass dieser Riss noch größer wird. Bleiben wir weiter optimistisch! Geben wir weiter unser Bestes!
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!

 

Copyright Fotos: Sacha Stawski, I Like Israel e.V.

Rückblick: 75 Jahre Israel – Israeltag in München am 4. Mai 2023
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