Die Schüler aus Hof wurden herzlich am Flughafen willkommen geheißen.

Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

wir freuen uns wieder mit Euch und Ihnen in Kontakt treten zu können.

Dieses Mal liegt ein Schwerpunkt auf Rückmeldungen und Berichten von Menschen die durch unsere Arbeit inspiriert wurden, aktiv zu werden. Wir freuen uns auf den Austausch und hoffen auch alle Lesern Inspiration weitergeben zu können, um bei sich vor Ort einen Unterschied zu machen: für das Erinnern, gegen Antisemitismus und für die Freundschaft zu Israel!

Das gilt gerade bei 70 Jahren nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit des jüdischen Volkes im eigenen Land. Am Israel Chai!

Ihre Marina und Daniel Müller

DE-IL: Eine Schüler-Delegation aus Hof in Kiryat Motzkin

von Dr. Lea Ganor, Direktor Mashmaut Zentrum

14 junge Schüler und zwei Lehrerinnen des Schiller-Gymnasiums Hof, besuchten Israel für eine Woche im März. Die Schüler waren in Gastfamilien von Schülern aus Kiryat Motzkin untergebracht.

Letztes Jahr unterzeichneten die Städte Hof, an der Saale und Kiryat Motzkin eine Freundschaftserklärung. Der Beginn dieser Freundschaft wurde durch den Besuch meines Teams aus dem Mashmaut Zentrum Kiryat Motzkin im Jahr 2017 gemacht. In diesem Jahr gingen wir (Dr. Ganor und Team) mit einem Team von Zeugen der Zeitzeugen (Marina & Daniel mit Team) an die Schule in Hof, veranstalteten Vorträge und Workshops über Israel und die Erinnerung an den Holocaust.

Jetzt im März 2018 hatten die Hofer Schüler gemeinsam mit ihren Gastgebern aus Kiryat Motzkin ein volles Programm: Vorlesungen, Workshops, Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden im Mashmaut Zentrum, Reisen in Israel, Besuche heiliger Stätten, Besuch im Ghetto Fighter House, weitere Reisen in den Norden, ein offizieller Empfang durch den Bürgermeister von Kiryat Motzkin, Herrn Chaim Zuri und schließlich Sightseeing in Kiryat Motzkin.

Trotz der zahlreichen Aktivitäten blieb auch Zeit mit den Gastfamilien zum Geburtstagfeiern, Bowlen und Tanzen zu gehen.

Die Stadt Kiryat Motzkin und der Bürgermeister Chaim Zuri ermutigen Austauschprogramme, als Mittel zum Bau von Brücken, sehr.

Die Jugendlichen beider Städte sagten, sie hatten eine besondere Erfahrung gemacht einander kennenzulernen, trotz der komplizierten Geschichte beider Nationen. Die Jugendlichen aus Kiryat Motzkin werden im Sommer in Hof zu Gast sein und freuen sich schon darauf ihre Freunde in Deutschland zu treffen.

Zeitzeugin erzählt aus ihrer Kindheit in Theresienstadt

von Lisa Holzapfel, Schülerin

Einleitung: Wir werden immer wieder zu den Folgen und Erfolgen unserer Arbeit befragt. Neben Zahlen, Daten und Fakten, möchten wir daher immer wieder Betroffene zu Wort kommen lassen. In diesem Artikel eine Schülerin, die eine Zeitzeugenbegegnung mit Information über Antisemitismus heute selbst organisiert hat. Bis auf eine redaktionelle Änderung ist der Text ungekürzt und gibt die Perspektive der Schülerin wieder.

Aufgrund aktueller antisemitischer und rechtsradikaler Tendenzen in der Mittelstufe der Integrierten Gesamtschule (IGS) Horhausen wie Hakenkreuzschmierereien oder das Ausführen des Hitlergrußes aus Spaß, sind die Schüler aus der Oberstufe, die der Anti-Rassismus AG angehören, aktiv geworden. Durch Zeugen der Zeitzeugen wurde die Überlebende Liesel Binzer eingeladen, die eine weite Reise auf sich nahm und gemeinsam mit Daniel Müller am 26.02.2018 an die Schule kam. Daniel Müller gab uns einen kurzen Abriss über Antisemitismus heute. Danach berichtete Liesel Binzer aus ihrem Leben. Sie erzählte von ihrer bewegenden Kindheit als Jüdin und von dem Glück überlebt zu haben. Zudem sprach die Frau darüber wie sehr sich ihre damaligen Erlebnisse, in Form von unbegründeten Ängsten, negativ auf ihre Kinder ausgewirkt haben. Liesel gab uns die Warnung mit, gerade in der heutigen Zeit, wo rechtsradikale Parteien wieder Gehör finden, mehr auf antisemitische Äußerungen zu achten und die Menschen darauf anzusprechen. Jeder noch so kleine Schritt kann etwas bewirken. Die Veranstaltung fand für die 11. Und 12. Jahrgangsstufe der IGS im Mehrzweckraum statt.

Besonders eindrucksvoll war es für die Schüler, die deutsche Geschichte von einer Zeitzeugin zu hören und nicht immer nur in Büchern zu lesen. Während des Vortrags von Liesel lauschten die Schüler gespannt und interessiert. Im Anschluss an den Vortrag durften von den Schülern Fragen gestellt werden. Hier war vor allem die aktuelle Politik ein großes Thema und die berechtigte Frage kam auf, ob Liesel Angst habe, da seit langer Zeit wieder erstmals eine rechte Partei im Bundestag vertreten ist. Sie antwortete auf die Frage, dass sie die aktuelle Politik verfolge und Angst habe. Liesel würde, sollte sich die Geschichte wiederholen, ins Ausland flüchten. Wir Schüler sind froh, dass wir Zeugen der Zeitzeugen werden durften und hoffen, dass noch viele andere die Chance dazu haben werden.

Schulbesuch mit der dritten Generation bei München

von Maria Möbius, Stadtkoordinatorin München

Am 06. März war Yoed Sorek, Enkel einer Holocaust-Überlebenden, an meinem alten Gymnasium in Vaterstetten bei München. Yoed stammt aus Jerusalem und wohnt nun in Augsburg.

170 Schülern der 9. Klassen konnte er dort die Geschichte seiner Großmutter Sima, einer Jüdin aus Wilna, weitergeben. Er sang jiddische Lieder, die er von ihr gelernt hat und die vom Alltag in Wilna, den Träumen eines jungen Mädchens und den Schrecken des Krieges erzählen, die allen voran jüdische Menschen betraf. Zwischendurch las er Abschnitte aus der Biografie seiner Großmutter vor und schaffte dadurch einen noch persönlicheren Bezug. Zu Beginn waren die Jugendlichen noch recht unruhig und unkonzentriert, aber nach und nach ließen sie sich von der Musik und der Geschichte abholen und man spürte, dass sie berührt wurden.

Die Fragen im Anschluss zeigten, wie viele Themen der Nachmittag angeschnitten hatte und wie viel Gesprächsbedarf es darüber noch immer gibt: Es wurden Fragen über die Entstehung der Jiddischen Sprache und über das Judentum gestellt, aber auch wie sehr Yoed das Thema Holocaust heute noch beschäftigt. Wir waren dankbar darüber, wie der Nachmittag gelaufen ist und sind im Gespräch, wie die Zusammenarbeit in den kommenden Jahren weitergehen kann.

Israel – Never again

Was macht Israel aus? Meine Eindrücke aus sechs Monaten vor Ort.

von Immanuel Böker, Stadtkoordinator Kassel

Es ist Freitagnachmittag, Anfang Oktober. Mein Traum geht in Erfüllung – sechs Monate Tel Aviv! Die erste Woche meines Praktikums im High-Tech Unternehmen in Tel Aviv liegt hinter mir. Natürlich wird das Wochenende in Jerusalem verbracht. Ein Blick vom Ölberg aus auf Jerusalem. Sonnenuntergang. Shabbat Shalom!

Jerusalem und Tel Aviv, zwei komplett verschiedene Städte, beide repräsentieren Israel: Glaube, Kultur, Geschichte, Konflikte vs. Säkularismus, Strand, Start-Ups, High-Tech.

Was beide Städte vereint ist das Erbe der Geschichte, die Frage der Sicherheit, die Identität der Juden. „Never again!” – ein Ausspruch, der alle zusammenschweißt, erste, zweite, wie dritte Generation nach dem Holocaust.

Noch nie habe ich erlebt, wie Menschen von so vielen unterschiedlichen Nationen und Kulturen zusammen kommen und doch in einem vereint sind – Ansporn und Hoffnung zugleich.

Warum ich mich bei ZdZ engagiere

von Christina Zanter, Ehrenamtliche aus dem Landkreis Calw

Ganz klassisch, über einen Zeitungsartikel, habe ich von der Arbeit der Zeugen der Zeitzeugen erfahren. Da ich selbst im Schulunterricht irritiert feststellen musste, dass das Thema Holocaust nur angeschnitten wird, finde ich die Idee des Projektes und den Einsatz aller Mitwirkenden einfach genial. Wir sind heute in der glücklichen Lage und haben noch die Möglichkeit, einigen Holocaust-Überlebenden begegnen zu dürfen, deshalb möchte ich die Zeit nutzen und einen Teil dazu beitragen, Brücken zwischen Generationen zu bauen, um die Geschichte nicht vergessen zu lassen.