(v.l.n.r) Daniel Reich, Tamar Dreifuss & eine Lehrkraft

 

Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

wir blicken auf ein ereignisreiches Jahr seit dem letzten Rosh HaShanah, dem jüdischen Neujahr zurück. Es ist uns eine Freude, euch davon berichten zu dürfen.

Wir berichten hier von zahlreichen Aktivitäten, die unser Team abdeckt. Außerdem möchten wir herzlich zu unserer bevorstehenden Konferenz: „3 Generations – 1 Goal“ in Frankfurt am Main Ende November einladen.

Wir freuen uns in diesem Rahmen auf ein Wiedersehen bzw. Kennenlernen.

Ihre Marina und Daniel Müller

Schulprojekt an der Freien Christlichen Realschule Gummersbach

von Daniel Reich, Stadtkoordinator Bonn

Am 08. Juni 2018 durfte ich als Ehrenamtlicher von Zeugen der Zeitzeugen erneut die Erfahrung machen, dass keine Darstellungsform die Folgen der Shoah eindrücklicher darstellen kann, als die persönliche Lebensgeschichte eines Überlebenden. Vor ca. 400 Schüler und Schülerinnen sowie einigen Eltern und Lehrern erzählte Tamar Dreifuss teils frei, teils als Lesung aus dem Buch „Sag niemals, das ist dein letzter Weg“, das ihre Mutter schrieb, ihre Lebensgeschichte. An der bewegenden Ruhe in der Schulaula konnte man feststellen, wie gebannt die Zuhörer und Zuhörerinnen dem Bericht von Frau Dreifuss lauschten – ein Lebensbericht aus erster Hand. Tamar Dreifuss war ein Jahr alt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Immer wieder betont sie, dass sie trotz ihres jungen Alters sehr viele Erinnerung an die Zeit habe. Heute ist sie 80 Jahre alt und sieht es als ihren Auftrag, der jungen Generation in Deutschland von ihrem Leben zu erzählen, um jeglichem Erstarken von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken. Für die Freie Christliche Realschule Gummersbach war es der allererste Zeitzeugenbesuch. Wir sind froh, diese Begegnung mitgestaltet zu haben.

Ein Wochenende, eine wunderschöne Frau und ein emotionales Wiedersehen

von Yan Yin Tse, Ehrenamtliche aus Hannover

Mein kleiner Rollkoffer und Rucksack waren bis zum Rand mit Kamera-Equipment gefüllt. Kaum mehr als 3 T-Shirts fanden noch Platz im Gepäck, aber es sollte sich lohnen. Ich war auf dem Weg nach Budapest, um Ágnes Mészáros Geschichte auf Video aufzunehmen. Mit dabei waren Charis, ihr Vater und Andrea. Beide Frauen haben damals gemeinsam in Budapest Medizin studiert und wohnten im gleichen Haus wie Ágnes.
Die Geschichte von Charis und Ágnes begann vor vielen Jahren an einer Bushaltestelle. Beide warteten auf einen Bus, als Ágnes anfing, Charis auf Deutsch anzusprechen. Sie erzählte, dass sie in Auschwitz Deutsch gelernt hatte.

Als Ágnes anfing, von ihrer Jugend in verschiedenen Konzentrations- und Arbeitslagern zu erzählen, bemerkte man einen Wandel in ihrer Stimme und in ihrer Erscheinung. Die Leichtigkeit und Freude wichen einer Anstrengung und Angespanntheit. Sie erzählte von Auschwitz. Man durfte nur leben, wenn man arbeitsfähig war. Ágnes spürte das nur zu gut bei den häufigen Selektionen. Sie musste sich verstecken, durfte nicht auffallen, konnte kein eigenständiges Individuum sein: alle waren geschoren, nummeriert, namenlos, gleich gekleidet und alle sahen täglich den Rauch aus den Schornsteinen der Krematorien und atmeten den Geruch des Todes ein.

Weil die Erzählungen Ágnes sehr anstrengten, kamen wir an zwei Tagen hintereinander, anstatt sie alles auf einmal erzählen zu lassen. Sie ließ uns noch an vielen weiteren Geschichten teilhaben, die den Platz hier sprengen würden, aber es ist ein Buch und ein Film in Arbeit.

Ich fühle mich geehrt, Teil davon zu sein, die Überlebensgeschichte voller Hoffnung von Ágnes Mészáros für die kommenden Generationen festhalten zu dürfen.

Einblick in Städteteams: Berlin, München & Stuttgart

von Daniel Müller mit Beiträgen von Bitja Terschüren, Maria Möbius und Raphaela Noll

Die Sommermonate waren heiße Monate für uns. Nicht nur, weil Israel seinen internationalen 70. Geburtstag feierte, sondern auch weil einige Städteteams besonders eifrig waren. Hier ein kleiner Überblick:

  • Berlin: Nachfeier des Wochenfests mit Überlebenden am 31. Mai 2018
  • München: Demo gegen Antisemitismus am 09. Juni & ILI-Tag mit Stand am 21. Juni 2018
  • Stuttgart: ILI-Tag am 07. Juni 2018

Wir sind sehr dankbar für die guten Begegnungen und die vielen ehrenamtlichen jungen Helfer, die unsere Arbeit nachhaltig vor Ort ermöglichen! Danke auch an alle, die uns ideell und finanziell unterstützen, damit wir die Arbeit von ZdZ organisieren und erfolgreich fortsetzen können.

DE-IL Austausch: Beratung & Workshop in Hof

von Daniel Müller

Im Rahmen des Besuchs von rund 15 israelischen Schülern bei Gastfamilien in Hof haben wir die Lehrkräfte des Schiller Gymnasiums durch Beratung im Vorfeld und einen Workshop unterstützt. Daniel Müller von Zeugen der Zeitzeugen leitete den Workshop gemeinsam mit Inbal Raiz vom Mashmaut Zentrum Kiryat Motzkin am 06. Juli 2018. Vier deutsch-israelische Teams arbeiteten an dem deutsch-israelischen Selbst- und Fremdbild anhand von verschiedenen Dimensionen.

Warum ich mich bei ZdZ engagiere

von Raphaela Noll, Ehrenamtliche aus Karlsruhe

Mein Name ist Raphaela Noll, ich bin 20 Jahre alt und nach einem einjährigen Freiwilligendienst in Israel versuche ich mich derzeit in meiner Studienwahl zu orientieren.

Zukünftig möchte ich mich gerne bei Zeugen der Zeitzeugen engagieren, da ich während meines Auslandsaufenthaltes die Chance hatte, mit Überlebenden der Shoah in Kontakt zu kommen. Ihre Lebensgeschichten haben mich zutiefst berührt und geprägt und mich für Themen wie Antisemitismus und eine Kultur des Erinnerns sensibilisiert. Somit möchte ich dieses besondere Projekt tatkräftig unterstützen und die Möglichkeit nutzen, besonders bei jungen Menschen das Interesse und Bewusstsein für diese Themen zu fördern.